Seit kurzem steht eine neue Compilation wärmender Musik im Regal. Dem Namen nach kombiniert Brazilectro also brasilianisches mit elektronischem. Nach x solcher Zusammenstellungen ist das wirklich nichts furchtbar Neues, so dass man am Ende noch erschrickt, dass man erst heute darauf stößt.
„Melancholisch, atmosphärisch und cool“ wirbt das Label Audiopharm. Das ist zwar Werbung und auch kalkuliert, stimmt aber.
Wenn in der Zeltmensa der Wind das Dach wegzupusten droht, die Autobahn am Samstag Abend zum Kampf mit den Elementen fordert, dann bringen Brazilectro und Co. den wetter-mißhandelten dorthin wo er gerne wäre. Zwar nur im Kopf und auf dem Sofa und das auch nur für kurze Zeit, aber immerhin funktioniert die Simulation.
Wunderschön ist übrigens das sepia-gefärbte Booklet, ein südamerikanisches Bilderbuch, voller Nostalgik, voller Wärme.
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Don DeLillo über die Anschläge. Bei Telepolis die Rezension der deutschen Übersetzung. In den Siegener Navigationen wird in Kürze das amerikanische Original veröffentlicht. Ein wenig Werbung in eigener Sache.
Ebenso findet man bei Telepolis einen Beitrag von Frank Hartmann zum Thema (digitales) kulturelles Erbe. Zur Abrundung meiner gestrigen Zeilen.
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- „Microsoft Word hat ein korrupte Datei entdeckt“
Vor mir liegt ein Blatt Papier auf dem mit Bleistift geschriebene Textformatierungen notiert sind. Anmerkungen zum Seitenformat: 4 cm Rand an allen Seiten, Bundsteg = 0 cm, Abstand vom Seitenrand, Kopfzeile = 1,2 cm und Fußzeile = 1,25 cm. Titel = Times New Roman, 18pt, standard, Abstand vor = 0pt, Abstand nach = 6pt. Fußnoten bitte im Blocksatz, 8pt und hängendem Einzug = 0,24 cm.
Moderne Textbearbeitung arbeitet so, wird man mir antworten. Das ist richtig, und ich glaube sagen zu können moderne Textverarbeitung arbeitet vor allem mal so und mal so. Nämlich ganz in Abhängigkeit von Betriebssystem und der verwendeten Software, die vermutlich fast überall Microsoft`s „Word“ sein dürfte. Das Problem, das ich hier darzustellen versuche, offenbart sich momentan nur in einem kartellrechtlichen Verfahren gegen den Gates Konzern. Da scheint sich eine Kraft etabliert zu haben, die den Staat auf den Plan ruft. Man zeigt sich zumindest nicht ganz unberührt von den globalen Machenschaften des Soft- und Hardware Giganten. Allein die bisherigen Ergebnisse dieses Prozesses geben Anlass zu Misstrauen. Liegt es überhaupt im Interesse einer Regierung, die mit dem Silicon Valley die Startrampe ins digitale Business geschaffen haben, dessen berühmtesten Spross zu stutzen? Steht nicht gerade Microsoft für sämtliche „achievements“, nach denen der technologisierte Westen lechzt?
Ich will jetzt nicht im Detail aufzählen, was das nun tatsächlich für Errungenschaften sind. Ich finde es erschreckend zu bemerken, das das worauf sich, berechtigt oder nicht, unsere Hoffnung auf ein digitalisiertes (Arbeits-, Freizeit- ?) Leben gründet einzig und allein von einer Person bzw. einem Unternehmen entwickelt respektive verkauft wird. Wer bestimmt die Standards der gängigen Software? Wer herrscht über die digitalen Codes? Wer sorgt sich darum, das ein heute verfasstes Dokument in 10 oder 20, geschweige denn 200 oder 2000 Jahren noch lesbar ist, wenn es schon morgen bei meinen Arbeitskollegen nicht mehr zu öffnen ist, weil er ein altes Office XY hat?
Das hat nicht nur Relevanz bei Geschäftskorrespondenz, die über Jahre aufgehoben werden muss. Das Digitale wird unser Leben stark verändern, nicht nur die Wirtschaft wird nach digitalen Regeln funktionieren.
Sinnvoll ist auch ein Blick auf die Medien. Auf die Kultur. Unser kollektives und individuelles Gedächtnis speichern wir, wann immer wir können (Die Frage wo wir es speichern stellt sich ja gar nicht mehr. Informationen sind überall erreichbar). Dabei scheinen wir getrieben vom ständig möglichen Systemabsturz, der wie ein Damoklesschwert über allem hängt und denken nicht daran, ob all das abgelegte später einmal entziffert werden kann. Werden sich Soft- und Hardware weiter so rasant entwickeln, wie heute die Versionen von „Word“, dann werden wir wohl erleben, wie unser Wissen zwar überall ist, aber nirgends zu lesen ist. Forscher werden dann versuchen zu entschlüsseln, wie wir wohl gelebt haben, was uns bewegt hat, was unser Antrieb war. Damit tun sie es jenen gleich, die Höhlenmalereien zu dechiffrieren versuchen. Allerdings rätseln sie nicht nach 80.000, sondern nach 80 Jahren.
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Er mag sie einfach nicht. Nochmal Baudrillard, nochmal Amerika. (Aus dem Frame heraus verlinkt). Vor allem die ersten drei, vier Absätze können als Erklärungsversuch für die französischen Reaktionen auf Baudrillards Reaktion zu Amerika und dem 11. September gelesen werden.
- „Die idyllische Überzeugung der Amerikaner, der Nabel der Welt, Weltmacht und absolutes Modell zugleich zu sein, ist nicht ganz falsch. Sie gründet sich weniger auf Bodenschätze, Technik und Waffen, als auf die seltsame Behauptung, die reine Utopie zu verkörpern. Mit einer an Unverträglichkeit grenzenden Naivität hat sich diese Gesellschaft auf die Idee versteift, die Verwirklichung all dessen zu sein, wovon andere immer geträumt haben: von Gerechtigkeit, Überfluß, Recht, Reichtum und Freiheit; sie weiß es, sie glaubt es und zuletzt glauben es alle anderen auch. […] Was auch immer geschieht und was auch immer über die Arroganz des Dollars und der multinationalen Konzerne gesagt werden mag, so nimmt diese Kultur doch alle und besonders die gefangen, die unter ihr zu leiden haben […] „
Gefunden bei Diss.sense.
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„Darf ich Ihnen ein wenig Schuhpflege beilegen?“ fragte sie mich beim bezahlen. Beilegen schon, dachte ich mir, verkaufen wohl eher nicht.
Haben die keine Schulungen? Wissen die nicht, daß ich meine Schuhe nicht putze? -
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In der Zeit findet sich bekanntermaßen ein netter Beitrag über, na ihr wißt schon. Dort ist ein Dialog zwischen dem Freitagsfish und (?) zitiert. Wer kennt denn ähnlich symphatische, weblogtypische Dialoge?
Bin nämlich auf der Suche nach einem schönen Aufhänger für eine Geschichte über Weblogs, die gewissermaßen im medienwissenschaftlichen Milieu spielt – und auch dort veröffentlicht werden soll.
In Anlehnung an die kürzlich geführte „Journalismus-Debatte“ -aber gern darüber hinaus- würde mich interessieren, welche Aspekte eurer Meinung nach ganz besonders spezifisch für Weblogs sind (vor allem im Hinblick auf Technik, Ästhetik, Text/ Inhalt, Web, das Publizieren etc.). U.A.W.G. -
„Gotteskrieger“ ist also das Unwort des Jahres. Hätte es eigentlich seit jahrtausenden sein müssen.
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Lange diskutiert, herumgekommen ist dabei nichts: Was macht eigentlich den benjaminischen Begriff der Aura aus? Meine Tiefkühlpizza heute abend war jedenfalls kein auratisches Erlebnis.
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Habe mal nachgeschlagen zum Thema Baudrillard und seiner soundso Simulationstheorie. Vor allem vor dem Hintergrund der allgemeinen Aufregung um ihn findet sich hier vielleicht ein wenig Erläuterung.