Malkontent & Enthusiastisch

»Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten«

  • Besonders schön blickt es sich aus meinem Fenster, wenn eine schmale Mondsichel aufgeht und die Sonne fast gleichzeitig hinter den Bergrücken verschwindet. Der Tag tiefblau, der Abend noch dunkler. Einzelne Lichter der Oberstadt sagen mir nicht, ob sie zum mich zum ausgehen einladen oder Ausgehende zu mir einladen.

  • Eichmann Milosevic
  • Ronald Schill, Innensenator und stellvertretender Bürgermeister Hamburgs, hat gestern abend im Grünen Salon den wahrscheinlich erbärmlichsten TV-Auftritt eines Politikers dargeboten. Besonders wertvoll erscheinen mir seine Ausführungen bezüglich der Hamburger Drogenszene in der er, laut Panorama-Aussage eines enttäuschten Parteimitglieds, die Nase so gar nicht hereinsteckt, wie man sich das zu Beginn seiner Amtszeit noch vorstellte. Ob er nun sein Näschen in irgendeiner zweifelhaften Hamburger Lokalität gepudert hat oder nicht wird man wohl in Kürze nach einem Drogenscreening erfahren. Jedenfalls berichtet Schill ausführlich über einen „besonders exklusiven Frisörbesuch“ in München, der ihm nicht nur eine „bleistiftstarke Tonsur am Hinterkopf“, sondern auch den Unschuldsbeweis erbringen soll. Dabei scheint der Populist (?) zu vergessen, dass er sich natürlich nicht nur auf das dünne Eis, das auch unter Christof Daums Gewicht zusammengebrochen ist, begibt, sondern dass er momentan in genau jenen Kreisen lebt, die er seit hundert Tagen mit bisher nicht gekannter Konsequenz zu bekämpfen vorgibt. In diesem Zusammenhang erscheint es mir eher unbedeutend, ob er oder ob er nicht gekokst hat, sondern dass dies wohl die denkbar größte Diskrepanz zwischen politischen Anspruch und politischer Wirklichkeit darstellt. Meiner Meinung nach lässt sich an diesem Gebahren besonders gut zeigen, wie 19,4 %ige politische Seifenblasen in Nullkommanichts platzen. Ein in Hamburg nicht ganz unbekanntes Phänomen.

    Drei Postings aus dem NTV-Forum.

    Schill und „Burkina Faso“

      „Schill ist unser deutscher Hoffnungsträger, der hoffentlich nächstes Jahr zur Bundestagswahl dabei ist, was Euch linksideologisch zugeknallten Typen bestimmt nicht schmeckt. Und wenn ihr Schill noch so angeifert und verleumdet, so findet er dennoch in großen Bevölkerungskreisen Zustimmung. Du kannst dich ja bei deinen lieben schwarzen, dealenden Mitbürgern ausweinen. Die überwältigende Mehrheit der Hamburger wünscht sich, daß sie diese Plage endlich los wäre.“

    Schill und die „Medienrocker“

      „Wenn Schill gestern einfach gegangen wäre, ich hätte ihn verstanden. Denn es war offensichtlich so, daß Böhme und sein Filius ihn von Anfang blosstellen, demontieren und lächerlich machen wollten. Daß Schill aber standfest blieb und sehr gut parrierte, spricht nur für ihn und gegen seine Gegner. Als Zuseher muß ich mich doch wirklich ernsthaft fragen, was diese Art eines im Grunde gestandenen Journalisten und die eines Pfarres überhaupt soll? Ist dies in den letzten drei Jahren eingerissene neue unsäglich perfiede Umgangsform mit Mitbürgern, Politikern und Verantwortungsträgern die wir benötigen? Oder ist es die überhebliche und asoziale Selbstinszinierung bösartiger Medienrocker, die ihren Arbeitsplatz mißbrauchen und sich aber gleichzeitig über die Moral anderer vehement aufregen? Sie sollten doch am Morgen mal in den Spiegel sehen und sich fragen, ob sie sich gestern nicht reichlich und selbstsüchtig daneben benommen haben. Insbesondere dann, wenn man aus dem kirchlichen Bereich kommt und dort doch das Gegenteil gelernt hat. Da war doch noch was mit den Zehn Geboten, oder? z.B. liebe Deinen Nächsten, oder Du sollst kein falsches Zeugnis…. etc. etc. von der Bescheidenheit möchte ich erst gar nicht beginnen.“

    Schill und harte Bandagen:

      „Herr Schill ist mit seinem Anspruch, in diesem Deutschland den Rechten seiner Bürger wieder mehr Geltung zu verschaffen in guter Gesellschaft von Don Quichote. Wer will denn hier eigentlich noch, daß wir Bürger in sozialem Frieden, in Gedankenfreiheit und möglichst unbehelligt von Kriminellen leben können? Ich fürchte, Herr Schill wird scheitern an den Richtern, die völlig losgelöst, niemandem und nichts verpflichtet, immer häufiger in ihren Urteilen Täter und Opfer nicht mehr auseinander halten können oder wollen. Ich fürchte, Herr Schill wird scheitern an den Journalisten, die realitätsblind und profilierungssüchtig jeden gnadenlos niedermachen, der ihrem Hauptfeindbild ähnelt: dem zivilcouragierten Freund von Recht und Ordnung. Der Bürger, der unbefangen an diese Normen eines zivilisierten Zusammenlebens erinnert, sieht sich plötzlich als „rechts“radikal(!), faschistisch, populistisch und allgemein als gemeingefährlich beschimpft. Was die entrechteten Bürger etlicher Terror-Staaten erträumen, nimmt man hier besser nicht einmal mehr in den Mund. Ich fürchte, Herr Schill wird vor allem scheitern an dem einzigen alle Parteien verbindenden Interesse, auf keinen Fall auch nur eines der mühsam zusammengeschnorrten Wahl-und Zahlschafe ungeschoren aus der Tretmühle zu lassen. Da wird mit harten Bandagen gekämpft und auf Hilfe von Richtern oder Journalisten kann Herr Schill da sicher nicht bauen.“
  • Kandahar 1948 Kandahar 2000
  • My little red submarine. Drei Tage Dauerregen sorgen für steigende Pegel unter dem Fahrersitz. Nachdem die Fluten einen letzten Damm aus Müll wegspülten lässt sich die Pedalerie nur noch mit Hilfe von Gummistiefeln oder aufgekrempelten Hosen trocken erreichen. Der technische Überwachungsverein rechnet mit sinkenden Pegeln nicht vor dem Frühling. Ob da nicht ein Loch im Boden schneller herbeirostet?

  • Aus meinem Schnipselarchiv. Ein Beitrag der Taz

  • Montag morgen, im Institut für Medienforschung, die Matrix zur Auswertung der Global Media Generation Interviews ist längst fertig. Allein der Begutachter fehlt immer noch. Na, als Westfale wird er wohl wenigstens kein Karneval feiern.
    Jedenfalls Zeit, die Linkliste zu aktualisieren. Sehr interessant: Das NZZ Folio. Ach ja, auch gut: Das Nanoblogg. Schon länger gelesen. Nun auch gelinkt. Vermute es liegt an einer Mischung aus elektronischer Musik und dem Verlegen/ Verlagen von Büchern. Durchaus Identifikationspunkte.

  • New to me: Wortmetz.

  • Super. Eine Regenpause genutzt, um ein wenig laufen zu gehen. Heiß geduscht – danach gähnt mich ein restlos leere Kühlschrank an. Ich wusste, ich hatte etwas am Freitag vergessen. Also wieder raus. Die Pizzeria um die Ecke. Zu. Eine Ecke weiter Baguettes. Auch zu. Nun der Schlossgrill. Zu. Ich bin mittlerweile in der Unterstadt. Nun gut. Milano hat offen. Allerdings eine der typischen stillosen Siegener Pommesbuden. Die Bedienung sagt kein Wort als ich mich ans Bestellen mache. Hebt nur etwas den Kopf.
    Andere sind in solchen Situationen konsequenter. Zum Beispiel der Typ hinter mir. Ungefähr mein Alter. „Wollen sie auch etwas?“ lässt sie sich herab. Darauf fängt er an: „Was glauben sie was ich hier will? Wollte ich nichts essen, wäre ich nicht herein gekommen“. „`Tschuldigung. Ich dachte sie gehören zu dem jungen Mann“ entgegnet sie. Nachdem er bestellt hat setzt er sich und brabbelt weiter vor sich hin – scheint mir nicht besonders gut drauf zu sein. Aber es hat ja auch zwei Tage am Stück geregnet. Schon manchmal komisch hier.

  • Das Telefon klingelt. Eine Call Center Stimme erinnert mich an eine Telefon-Umfrage, an der ich vor Monaten teilnahm (manchmal ist es leichter drei Fragen möglichst dumm zu beantworten, als in 10 bis 15 Sätzen den Interviewer abzuwimmeln).
    Ich kann also nun als Dankeschön eine Woche in den Urlaub fahren. In einer Ferienanlage zwischen Ostsee und Riviera, mit meiner Familie und zwei Kindern. Sicherlich kann man das drehen – denke ich mir – wie wäre es, Teile der ein oder anderen WG aus dem Freundeskreis als Frau und Familie zu deklarieren?
    Bevor ich mir Weingelage am Strand Portofino ausmalen kann, klingt der Haken in Form eines Zeitschriften-Abonnenments durch die Hörerschnur. Ein Jahr ohne Verpflichtung, 14 Tage Rückrufrecht, bla bla.
    Schriftlich geht nicht, die Bestellung hat direkt am Telefon zu erfolgen, klärt die Stimme mich auf. Ich lehne ab. Die Strandszene mit meiner imaginären Familie löst sich in Luft auf und sobald ich auflege ärgert sich etwas in mir. Hätte ja auch klappen können. Ein Jahr Abo dürfte nichts im Vergleich zu einer Woche Urlaub kosten. Warum also die Zauderei? Vielleicht gerade deswegen, mit einem Jahresabo kann man keinen Urlaub finanzieren. Ich mag diese Direkt- und Telefon-Vermarkter nicht.