Malkontent & Enthusiastisch

»Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten«

  • Es gibt Abende, die sagen einem schon bevor man überhaupt aus dem Haus ist: „Bleib lieber drin“. Vorgestern war solch einer. Total fehlgeleitet von der (derart überflüssigen) Phrase: „Der neue Film von den Regisseuren von xy“ sowie der Empfehlung eines weitgehend Unbekannten: „Ist sogar besser als der von den Regisseuren von xy“ schließe ich die Wohnungstür hinter mir, blicke suchend ins Portemonnaie, um die Kinorabattmarke zu finden und – lege mich dermaßen ab, daß es schon mehr als ein Wink war.
    Aber weiter, man ist ja verabredet und man geht ja nie mit irgendwem ins Kino. Also Zähne zusammenbeissen und den Schmerz nicht zu geben (Übrigens eine lebenswichtige Kulturtechnik). Der Film, ich sage es jetzt mal: „Was nicht passt wird passend gemacht“ von den Regisseuren von „Bang Boom Bang“, ist schlicht unterirdisch; soll hier nie wieder erwähnt werden.

    Am nächsten Morgen dann doch der Gang zum Arzt. Knöchelumfang + 4 Zentimeter, das linke Außenband wahrscheinlich ebenso verlängert – aber nicht gerissen.

  • „Das Weblog für wissenschaftlich bedingtes Leiden, fuer Ausredennotorik und Schreibparanoia“ – Eine schönere Unterzeile habe ich bisher nicht gelesen. Diplom.antville.

  • Surf`s Up. Warum definiert sich mein Bild von Österreich weniger über Haider, die FPÖ oder Erinnerungen an Familienurlaube in Kärnten als über eine Handvoll wirklich fähiger Künstler feiner elektronischer Musik?

    Klar, Kruder & Dorfmeister hört man allenthalben, sind auf verschiedenste Samplern gepresst und vertreten sicherlich ein mittlerweile populäres Genre. Vielleicht ist auch dies ein Grund, dass Dorfmeister dann und wann bei den Sofa Surfers mitmischt, die vor allem Frickeleien und Bässe ganz anders interpretieren als die zahlreichen, immer chillenden Sofa DJs.
    Die Sofa Surfers hingegen vertreten eher eine stark kopfnickende Fraktion, sind mit Kreidler zu vergleichen, um die Grenzen Österreichs nicht zu verlassen.
    Der Weg nach Aschaffenburg, für mich immerhin 170 Kilometer und für Markus aus Dortmund noch mal ein ganzes Stück weiter, wird auf jeden Fall kurz, wenn derart nette Musik zu erwarten ist. Nett übrigens auch das Publikum, bei solchen kleineren Veranstaltungen fast schon Usus. Eigentlich nur sympathische Leute; von Mitte zwanzig bis Mitte vierzig ist eigentlich jede Couleur vertreten.

    Wie die Musik war? Meiner Meinung nach sind Sofa Surfers live eher eine Art Performance. Also Bass, Gitarre, Schlagzeug, Plattenteller, Frickel-Geräte (wie heißt so etwas?), ein Vocalist, der Fela Kuti heißt und die obligatorischen Ragga-Phrasen drischt, sowie Viduk, einem begnadeten Videokünstler, der den Auftritt der Surfers zu einer echten Multimedia-Performance macht.
    Das Konzert läuft erwartungsgemäß schwerfällig an. Nicht, weil in irgendeiner Art musikalische Langeweile aufkommt, sondern weil die Musik einfach so ist. Die Beats, Schlagzeug und Percussion-Output aus dem Rechner – perfekt eingespielt – prägen eben die Wiener Sofa-Beats. Dopebeats, wie man den Kritiken der Rezensionen entnimmt. Etwas klischeehaft, trifft aber den Nagel irgendwie mitten auf den Kopf. Die einzelnen Stücke, überwiegend aus der neuen „Encounters“, bilden ein einziges Set, das mit überwiegend 1a Übergängen erfreut. Absolut harmonisch zur Musik ist Viduks visuelle Metropolen-Ästhetik auf der Leinwand im Hintergrund, die legitime Fortsetzung avantgardistischer Montagetechniken a la Eisenstein und Pudovkin. Perfekt angepasst an die Stakkato-Rhythmik von Break- oder Bigbeat.

    Medienkulturell echt interessant und vor allem endlich ein Ende der Grabenkämpfe zwischen handgemachter und elektronischer Musik – eine Diskussion, die für mich fast genauso langweilend ist, wie die zwischen Mac und PC-Besitzern – ist die Art wie Analoges und Digitales fusioniert und dabei einfach Neues bei herauskommt. So gehört beim letzten Stück, des Konzerts: „Can I get a Witness“ in einer sehr viel längeren Version als auf Encounters, mit der Off-Stimme von Dawna Lee, wunderschöner Gitarre, Bass und Schlagzeug, die dann, wenn die Plattenversion endet, so harmonisch von akustisch/ analog ganz langsam in elektronisch/ digital hinüber fließt. Zunächst Dawna Lees Stimme leicht verzerrt, dann gesamplet und immer weiter „bearbeitet“, parallel dazu wird das Schlagzeug ergänzt durch Computer geschaffene Beats, gescratche dazu; die Gitarre bleibt wie sie war – und dreht sich um zu dem Pult mit den vielen Reglern und den vielen Knöpfen. Dem Kopf und dem Herz der Sofa Surfers.

  • Absicht oder Versehen? Ein Cebit-Posting in die Kategorie „Real Life“ einzuordnen? Trifft den Nagel aber auf den Kopf. Die Deutsche Messe AG – Mediator zwischen ausgestellter Virtualität und ausstellender Realität.

  • Irritation im Perlentaucher – sechs Monate nach dem 11. September: Francis Fukuyama, Bush Berater und Professor an der John Hopkins University, erklärt, wie alternativlos die amerikanische Terrorpolitik ist. Ich halte derartiges zunächst einmal für ganz üble Arroganz. Reaktionen: NZZ, Süddeutsche, FR.

  • Um die „most pressing issues of our times“ kümmert sich ein Magazin mit blödem Namen. Eurozine. Wertvoller Verweis via Wörterberg.

  • Themenwechsel, so schnell geht das hier: Gestern verpasst, die Sofa Surfers im Kölner Stadtgarten. Donnerstag nicht verpassen, Sofa Surfers in Aschaffenburg.
    So ein Plätzchen in der Vollprovinz ist dann doch nicht so übel. Man muß zwar oft per Auto anfahren, dafür halten sich die Entfernungen im Rahmen. Tickets hier.

  • Das Department of Defense arbeitet Szenarien aus, wie ein atomarer Schlag gegen die bekannten Schurkenstaaten erfolgen könnte. Ich sollte im kommenden Semester ein Konstruktivismus-Seminar besuchen – vielleicht sogar wieder beginnen, Baudrillard zu lesen. In der Hoffnung, daß alles Simulation ist, daß ich einem gigantischen medialen Fake erlegen bin.
    Was ist passiert, dass sich die Kulturen und Religionen so erbarmungslos bekämpfen? Daß die wohlhabenden Länder so unglaublich ignorant an die Prosperität ihrer Globalisierung glauben? Daß die one Nation so bedingungslos hinter ihrem Sheriff steht? Daß westlich geschaffene Armut sogar die Kinder in die Arme der Terroristen treibt? Was ist pasiert, daß die Welt nur rückwärts gehen kann? Was ist passiert, daß dies die Realität an einem Dienstag morgen im Jahr 2002 ist?

  • Das sind Tage. Sie hindern mich zwar, hier mal wieder etwas sinnvolles zu veröffentlichen, sind aber auch die bessere Alternative. Sie besteht aus vormittäglicher Arbeit und nachmittäglichem Spaß am Oberen Schloß, auf dem Lindenberg, der Panzerwiese und wo man eben sonst noch der Siegener Betontristesse entfliehen kann. Sie besteht aus Zeitunglesen, Federfußball, Frisbee, quatschen…

  • Ein feiner Samstag wird`s wohl werden. Sinkende Besucherzahlen im Weblog (Umzug nicht verkraftet!?), steigende Besucherzahlen in der Realität. Ist mir auch lieber so. Greg und Thommy kommen zu Besuch. gleich, später dann mal wieder eine Nacht im Dee2. Himmel, das wird anstrengend. Flyer Dee2 (Pop Up)