Der Scheich der Zeichen – Paris entdeckt Roland Barthes wieder und feiert ihn mit einer Ausstellung im Centre Pompidou sueddeutsche.de
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Medienkonvergenz ist mein persönliches Reizwort. Wird es doch vorwiegend in medienökonomischen Lehrbüchern und im Kontext von Strategien der großen Medienmultis verwendet. Medienkonvergenz beschreibt, wie Inhalte und Strukturen jeweils zuvor existierender Einzelmedien in einem spezifisch neuen Medium fusionieren und den großen der Branche zunächst einmal nicht weniger als höhere Profite versprechen. Als die dot.com Blase immer weiter aufgepustet wurde, fungierte der Begriff der Medienkonvergenz als Sesam-öffne-dich für die Panzerschränke der Finanzierer. Zumindest im Bereich der digitalen online Medien wurde jedoch nicht Mehr konvergiert, als die altbekannten Inhalte Bild, Wort und Ton. Nicht gerade die Wiedererfindung des Rades.
Hanno Rauterberg schreibt in der aktuellen Ausgabe der Zeit eine großartige Kritik der Medienkonvergenz. „How are you?” fragt Vodafone, dessen einstige feindlich Übernahme von Mannesmann D2 das ganze Land in eine kurze und schmerzhafte Empörung versetzte. Mit massiven Werbetats wetzte Chris Gent (?) diese tiefschneidende Scharte aus der deutschen Empfindsamkeit heraus. Vor einiger Zeit setzte Vodafone einen neuen Kropf auf die Körper. Das Kameratelefon, das nun (wieder mal) Bild und Wort miteinander konvergieren lässt. Und das Gespür für die Gegenwart verlieren lässt, so Rauterberg in den einleitenden Worten.
Ich las den Text mehrmals. Und halte ihn für einen medienkritischen Aufsatz (um nicht das große Wort „Essay“ zu benutzen), der bemerkenswert auf die gegenwärtigen medienkritischen Diskurse als auch die großen medientheoretischen Texte der Moderne und Postmoderne verweist. Wobei ich mir die Frage stellte, ob solch einen Text dann ebenso Teil des Kanons ist. Oder ob er in 50 oder 100 Jahren als eben solch ein kanonischer Text gelesen wird.
Wo ist also der Bezug zu den klassischen medienkritischen Essays? Wir haben es hier nicht mit einem neuen Medium zu tun. Darauf wird man noch lange warten müssen. Jedoch ist solch ein fotografisches Mobiltelefon symptomatisch für die Frühzeit (?) digitaler Medien. Im Gegensatz zu den klassischen Texten, die zu Beginn der großen Epochen des Rundfunks und des Fernsehens oder des Kinos um die Jahrhundertwende geschrieben wurden, haben wir es nicht mehr mit einem neuen Einzelmedium zu tun, das, um es mit Brecht auszudrücken, „auf eine vollkommen unvorbereitete Gesellschaft trifft“, sondern mit eben einem Produkt der eingangs beschriebenen Konvergenzstrategien.
Am Ende war das Wort und das Bild. So impliziert Rauterberg seinem Text das Paradigma vom „Ende der Geschichte“.
- “Weil uns das Gespür für Gegenwart entgleitet, für das, was im Hier und Jetzt liegt und wahrgenommen werden könnte, suchen wir Zuflucht im Dort und Damals, im Vorzeigbaren, zum Foto geronnen. Für einen Moment stellen wir die rasende Gegenwart still – wir halten etwas im Bilde fest, um uns selbst festzuhalten.“
Rauterberg erwähnt die Sixtinische Kapelle, die Akropolis, die großen und würdigen Familienfeste, bei denen es „aus allen Ecken blitzt“, das Auge, nicht mehr als Bildjäger vor der Linse, sondern ständig vor dem LCD-Bildschirm, der unsere Wahrnehmung strukturiert und der Hochzeitgesellschaft vorführt, was vor Beginn des feierlichen Essens Gegenwart war und im Moment des Aufnehmens schon zur Vergangenheit geronnen ist. Das Drücken des Auslösers bedeutet noch lange nicht die Fixierung des Dokumentierten. Das digitale Reproduzieren scheint mehr ein Gleiten mit der Kamera zu sein. Die Endfassung des Erfassten erfolgt am Computer. Der Bildausschnitt wird dort erst fixiert, „das Grass wird grüner, der Himmel wird blauer“
Das Hochzeitsfest im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Damit verweist Rauterberg auf Walter Benjamins großen Text, der zu Beginn der dreißiger Jahre den Verlust des Auratischen im medial reproduzierten Kunstwerk zugunsten einer zu schaffenden Ästhetik des Films beschrieb. Heute haben wir den Salat, will meinen den Verlust einer potentiell auratischen Gegenwart.
- „Könnte es Schöneres geben für einen, der süchtig ist nach Rückkopplung (dem Kontakt zu den ebenfalls mobilen Mitmenschen)? Der keinem Ort verhaftet ist und daher die Nähe in der Ferne sucht?“ (…) „Paradoxerweise wird dies Bedürfnis nach Anbindung gerade von der digitalen Fototechnik verstärkt, sie zertrümmert unser Gefühl für die Jetztzeit noch weiter.“
Rauterberg`s Referenzen auf den benjaminischen Kunstwerkaufsatz ordnen den Zeit-Artikel schon in eines der bestimmenden medientheoretischen Paradigmen ein. Der Verlust alles Auratischen, der in der technischen Reproduktion verhaftet ist heute so aktuell, wie zu Lebzeiten Benjamins. Prinzipiell hat sich nicht Vieles verändert. Nach wie vor begegnen wir Phänomenen, denen Originalität und Echtheit anhaften. Seien es Kunstwerke oder die zitierte Hochzeit. Es kommen jedoch strukturell andere Aspekte der Möglichkeit der Reproduktion hinzu. Es geht scheinbar nicht mehr allein um das technische Reproduzieren schlechthin, sondern um die Qualität und die „Ubiquität“ der Reproduktion. Allgegenwärtig ist sie. Strukturiert die Wahrnehmung der Welt und verändert diese nicht nur durch die bloße Reproduktion, sondern die dokumentierte Wirklichkeit an sich. Der Computer retuschiert und kaschiert, was nicht reproduziert werden soll. So ist jedes Bild eine Fälschung und hat keinen Anspruch mehr, die dokumentierte Gegenwart wiederzugeben.
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Wie stellt man eigentlich externe rss/ xml/ rdf feeds auf der eigene HP dar? News Is Free bietet jede Menge interessante feeds an. Muss man den Umweg über einen Newsreader wie Amphetadesk o.ä. gehen, dessen Inhalt dann auf der eigenen Seite ausgelesen wird? Gibt es einfache(re) Lösungen?
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Hendrik, wenn man Derrida und seine poststrukturalistischen Anti-Konstrukteure nicht zu greifen bekommt, hilft einem dies auch weiter. Die Zeit zitiert auch nur, ohne wirklich erklären zu können. Über den verlorenen Mut zur politischen Fantasie: „[…] Während Derrida selbst inständig an der „unmöglichen“ Gerechtigkeit festhält, haben viele seiner postmodernen Gefolgsleute sich der normativen Forderung nach Gerechtigkeit gleich ganz erledigt.“ Weiter hier.
Vergangene Woche schrieb die Zeit über die Dekonstruktion der Architektur. Wer soll solche Paradoxien verstehen? -
jonet – Das Journalistennetz. Hat sich früher, warum auch immer, nicht dauerhaft bei mir verankert.
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Frau S. arbeitet in der Bibliothek. Und sie weiß schwer Bescheid.
- Verfahren bei Buchbestellung:
Sie bestellen (per Formular oder per Liste). Weiteres bibliotheksinternes Verfahren: Ich schaue, ob o.k. und ob Geld da, gebe weiter an Bucherwerbungsabteilung bzw Zeitschriftenerwerbung. Erwerbungsabteilung nimmt den Reservierungswunsch und die angegebene Benutzernr mit in ihre Bestellung auf.Bei Eintreffen des Objekts wird es „akzessioniert“, bezahlt, mir gebracht, ich entscheide, wo es denn ins Regal kommen sollte („Sachkatalogisierung“), die Katalogabteilung macht den Katalogeintrag (nach BRD-Regelwerk „RAK“, sehr dick und kompliziert). Anschliessend wird das Objekt mit einigen Etiketten beklebt und an die Ausleihabteilung gebracht.) Die setzt fuer Ihre Benutzernr eine Vormerkung und schreibt Ihnen eine Mail (sofern Sie bei Bestellung Ihres Benutzerausweises eine angegeben haben), oder einen Papierbrief (unbeliebt). Sie merken, dass das ein sehr arbeitsteiliges und daher
gelegentlich laenger dauerndes Verfahren ist. Daher wird um eine gewisse Geduld gebeten (in richtig grossen Bibliotheken dauert es NOCH viel laenger…hier erhalten Sie einen relativ personalisierten Service, der im Einzelfall auch SEHR schnell gehen kann).Da Sie jetzt sehr viel bestellen, folgende itten/Tipps:
1. Bestellen Sie Einzeltitel mit dem elektr. Formular, bestellen Sie mehrere Tiel auf Liste (Mail an meine Adresse). Geben Sie die Benutzernr. an, die benachrichtigt werden soll.
2. Schreiben Sie es dazu, wenn es eilt. Wir haben einen Sondergeschaeftsgang dafuer (bitte nur fuer wirklich eilige Sachen).
3. Wenn Sie etwas dringend brauchen , was im OPAC als „bestellt“ oder „in Bearbeitung“ steht, wenden Sie sich im ersten Fall an mich, im zweiten an mich oder die Zentrale Information. Wir beschleunigen den oben geschilderten Lauf oder versuchen es wenigstens. Der Aleph-OPAC gibt Ihnen uebrigens, im Unterschied zum alten BABSY-OPAC, tagaktuelle Informationen.
4. Geben Sie diese Informationen an andere weiter, die auch
Bestellungen machen sollen. Vielen Dank! -
Und da tut sich noch mehr auf: Die Betriebskantine und die Kulturnation.
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Nachträgliches Hallo an Serner.