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Matthias Schöning – Baudrillards ‚Amerika‘
Matthias Schöning
Baudrillards ‚Amerika‘ – Letzter Lagebericht vor dem Verstummen Europas -
Die Zeit
Fassade des Systems
Warum hat das World Trade Center in New York zwei Türme? Alle großen Gebäude in Manhattan haben sich darauf beschränkt, sich in einer konkurrierenden Vertikalität gegenüberzustehen; daraus entstand ein architektonisches Panorama nach dem Vorbild des kapitalistischen Systems: ein Dschungel von Pyramiden, in dem alle Gebäude einander zu übertreffen versuchen. Das System selbst zeichnete sich mit der berühmten Skyline von New York ab, die man bei der Ankunft vom Meer aus sah. Dieser Anblick hat sich innerhalb weniger Jahre völlig verändert. Das Abbild des kapitalistischen Systems ist keine Pyramide mehr, sondern eine Lochkarte. Die Gebäude sind keine Obelisken mehr, sondern haben sich, ohne einander länger herauszufordern, eng aneinander gepresst wie die Kolumnen einer statistischen Grafik. Diese neue Architektur verkörpert ein System, das nicht mehr konkurrenzhaft, sondern berechenbar ist, in dem die Konkurrenz zugunsten der Korrelation verschwunden ist. (New York ist die einzige Stadt der Welt, deren Geschichte mit erstaunlicher Genauigkeit und im vollen Umfang die jeweils aktuelle Form des Systems des Kapitals nachzeichnet: Ihm entsprechend ist sie in unaufhörlicher Veränderung – wie keine europäische Stadt.) Dieser architektonische Grafismus ist der des Monopols: die zwei Türme des WTC, zwei vollkommene, parallele, einander flankierende Säulen von 400 Meter Höhe auf quadratischer Basis, vollkommen ausgewogene und blinde kommunizierende Röhren – die Tatsache, dass es zwei identische gibt, ist signifikant für das Ende aller Konkurrenz, das Ende jeder ursprünglichen Referenz.
Jean Baudrillard, Der symbolische Tausch und der Tod (1976), Matthes & Seitz 1982 -
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Ich leihe scheinbar Titel aus, die nicht ganz so oft aus dem Regal gezogen weren.
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Meine Sinne nabeln sich langsam ab: Kriegsrhetorik Nonstop.
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Vorsicht, Bildungsblog: das kollektiv.
