Was veranlasst – ganz generell – die Geisteswissenschaften, sich stets aufs Neue mit Benjamins Kunstwerkaufsatz zu beschäftigen?
Schwer zu mutmaßen. Hier in Siegen dürfte Benjamins Text auch als Teil der Bedingung der Möglichkeit eines Medienumbruchs analysiert werden. Das Mediensystem, ganz egal wo und welches, befindet sich scheinbar ständig im Umbruch. Fortschrittsdenken und Spätkapitalismus produzieren im medientechnologischen Bereich einen Umbruch nach dem anderen. Und der nächste Umbruch wird in zurechtgebogenen Case Studies anvisiert, wenn der vorherige noch nicht erfolgt ist.
Nun – gleichzeitig lehren die letzten Umbrüche die beruhigende Gewissheit, dass derartige Phasen mit bestem Gewissen ignoriert werden können. Sei es konsumistische Verweigerungshaltung, Maschinenstürmerei, schlichtes Desinteresse …
Oder die Erkenntnis (?), dass sich Benjamins optimistische Analysen und die daraus folgenden Antizipationen im Ganzen so nicht bewahrheitet haben. Dazu später mehr. Zunächst aber Anerkennung für die Situierung eines dennoch richtigen Textes im Umbruch von analogen zu elektronischen Medien.
Die Spuren des Apparates veranlassen – ganz speziell – Random Items zur Relektüre. Die Sezierung der Produktionsbedingungen von Kunst. Ausmisten der Begrifflichkeiten von Genie, Ewigkeit und Schöpfertum, die scheinbar immer noch in Gebrauch sind. Das ist die alte Aktualität Benjamins. Medienkritik und Ideologiekritik. Vom neuen Apparat zum medialen Dispositiv.
