Malkontent & Enthusiastisch

»Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten«

Roland Barthes:

    Eine (analoge) Fotografie ist ein Objekt mit einer strukturalen Autonomie. Obgleich es zwar eine Reduktion der der visuellen Informationen vom Objekt zum Bild (Proportion, Perspektive, Farbe) geben kann, so gibt es keine Transformation im mathematischen Sinne. Das Bild ist nicht das Wirkliche, zumindest aber das perfekte Analogon davon.

William J. Mitchell:

    Eine Fotografie ist eine analoge Repräsentation der Raumaufteilung der Szene: Sie weist sowohl räumlich als auch hinsichtlich der Tonwertekontinuierliche Variationen auf. Digitale Bilder werden durch ein endliches Gitter aus Pixeln codiert und die Farbintensität jedes Punktes wird durch eine ganze Zahl, die aus einem begrenztem Bereich gezogen wird, spezifiziert. Daraus entsteht die zweidimensionale Anordnung ganzer Zahlen, die im Computer gespeichert, elektronisch versandt und durch verschiedene Mittel am Bildschirm dargestellt werden kann.

Das fotochemische Bild enthüllt kontinuierlich weitere Details, wenn es vergrößert wird, auch wenn es dann körnig erscheint und manchmal verschwimmt. Wenn die digitale Fotografie einmal so weit vergrößert wird, dass ihre Pixelstruktur erscheint, dann wird sie bei weiteren Vergrößerungen nur immer größere Darstellungen derselben Pixel zeigen.

Weil das Computerbild eine Folge von Befehlen bezüglich eines Rasternetzes ist, kann es exakt kopiert werden. Mit jeder Kopie eines analogen Bildes gehen Details verloren, weswegen man hier besser von einer Re-Präsentation spricht. Bei der digitalen Übertragung geht nichts verloren, sie sind wirkliche Re-Produktionen.

Aus: Fotografie nach der Fotografie. Die Kunst der Posthistoire.