Malkontent & Enthusiastisch

»Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten«

Ines aus dem Wohnzimmer hat schon recht mit ihrer Vermutung. Wenn man seine Position als purer Konsument aufgibt und beginnt selbst zu produzieren, dann ist das natürlich noch lange kein Garant für prickelnde Interaktion. Aber der Weg ist eben schon korrekt. Und: Nicht alles was man liest ist interaktionswürdig. Ich schließe mich da mit ein und die von Ines beschriebenen Symptome sind ja hier auch – oder eben nicht – zu sehen. Wichtig finde ich aber schon, und das ist ja der Unterschied zu den technischen Möglichkeiten, die sich 1930 und auch noch 1970 vorfanden, daß heute eben das damals geforderte machbar ist. Bedauerlich ist jedoch, daß es eben von der Masse nicht genutzt wird. Das soll sich jetzt gar nicht konkret auf Weblogs beziehen, sondern auf die riesige Masse des Restes, der sich im Netz findet. Mich würd interessieren, was die beiden (Brecht, Enzensberger aber auch Baudrillard) heute dazu sagen (würden). Die beiden erstgenannten würden wohl auf ihre zweite, grundlegende Forderung pochen. Aber die gesamtgesellschaftliche Revolution ist wohl ein wenig zu viel verlangt. Die Bewußtseinsindustrie hat uns schon viel zu lange in ihr Netz gesponnen. Das würden sie auf jeden Fall sagen.

3 Antworten

  1. Avatar von daniel

    Die Schaffung von Interaktion ist das Entscheidende. Wie sonst könnten wir sonst auch nur ansatzweise die Symptome eines ganz prekären Dilemmas lindern, welches von vornherein keine Fluchtmöglichkeit bietet? Ich meine die Bedeutung von Sprache: Wenn ich das Wort verwende, so mag es zwar seine Bedeutung als ein Teil der deutschen Sprache haben, doch auf welche Weise verleiht ihm nun der Wortgebrauch jener anderen Sprecher des Deutschen seine universelle Reichweite, seinen über alle Situationen, in denen es faktisch verwendet wird, hinausreichenden Zugriff? Das Problem der Beziehung der Sprache zur Welt bleibt ziemlich gleich, ob wir es nun mit einem Satz oder Milliarden von Sätzen zu tun haben. Die Bedeutung eines Wortes enthält nämlich nicht nur seine wirklichen, sondern sämtliche seiner wahren und falschen Anwendungen. Wir sind kleine, endliche Geschöpfe, doch Bedeutung ermöglicht es uns mit Hilfe von Lauten und Zeichen auf dem papir oder im Web viele der Dinge in ihr zu erfassen. Das Problem ist nur: Wie ist dies möglich? Und welche Unzahl von Bedeutungsinterpretationen mag es geben?Und deshalb die Interaktion: als provisorische Möglichkeit zur Erzeugung des Unwahrscheinlichen: die Wahrnehmung des Gleichen. Oder um einfach so riesige Kommentare zu schreiben…. 🙂

  2. Avatar von stefan

    Studiert hier etwa jemand Medien- und Kommunikationswissenschaften, oder entspringt dieses Interesse eher dem persönlichen Informationssammeltrieb ?

  3. Avatar von ines

    @ stefan: outing – ja, ich bin auf der endgeraden zur amtlichen kommunikationswissenschaferin. und wollte eigentlich auch einen kommentar zu diesem posting abgeben, dachte, cih hätte es getan, aber er scheint verschwunden. macht nix, war eh etwas wirr. der kern war: will der rezipient (den es ja so verallgemeinernd nicht gibt, weiss ich) überhaupt interaktivität (also tv als lean-forward-medium) oder will er fernsehen wie immer und interaktive dienste nur zusätzlich nutzen? und ist die trägheit der masse nur gewohnheit, weil sich fernsehen als brauchbar erwiesen hat, so wie es ist (rieplsches gesetz) oder das obengenannte netz der bewusstseinsindustrie?