Dabei will ich gar nicht in den Einstellungen fummeln, sondern Andalusien rühmen.
Dort war ich vergangene Woche, um meine Liebste zu treffen. Mir ist wichtig zu wissen, daß es ihr während des Auslandsstudiums gut geht und sie sich wohl fühlt in Sevilla. Tut sie auch und das freut mich.
Aber zu privat wollen wir hier nicht werden; viel lieber notiere ich hier, daß man in drei Tagen eine tollen Tour durch Andalusien machen kann.
Man starte in Sevilla und bewege sich schnurstracks südlich in Richtung Cadiz. An der spanischen Atlantikküste gelegen befindet sich Europas älteste noch bestehende Stadt. Die Ursprünge wurden leider während der turbulenten Spanischen Geschichte zerstört. im Fall Cadiz weiß ich gar nicht genau wer`s war. Ich tippe mal auf die Christen, die sich jahrhundertelang nicht mit Ruhm (eher mit Blut) bekleckert haben. Ihnen kommt in der spanischen Geschichte die Rolle zu, die wir heute den Muslimen zuschreiben (Na ja, in etwa zumindest). Cadiz jedoch ist eine schöne Stadt mit einer herrlichen Moschee, die im Stadtzentrum liegt. In den Straßen muffelt es stellenweise. Das liegt nicht daran, daß dort ständig mit Fisch beladene LKW verunglücken, was in Spanien durchaus der Fall sein könnte, sondern am allzu feuchten Atlantik Wetter. Der umschließt Cadiz nämlich von fast allen Seiten und so müssen sich die armen Bewohner oft mit feuchten, leicht schimmelden Wänden herumärgern.
Für mich als Foto-Interessierten ist die auf einem Turmn installierte Camera Obscura der Hit gewesen. Über eine Art Periskop wird Licht in einen verdunkelten Raum gespiegelt udn auf eine konkave zwei Meter messende Fläche projeziert. Indem die Fläche vertikal bewegt wird stellt sich das Bild der Stadt nach und nach scharf. Man dreht das Periskop, zieht die Schärfe nach und befindet sich auf einer etwas anderen Stadtführung. Das Ganze sieht ulkig aus, denn man kann in die Schüssel gucken und die Leute beim Einkaufen beobachten. Sogar die Wellen auf dem Meer lassen sich beobachten. Toll.
Verlässt man Cadiz bewegt man sich weiter südlich immer an der Küste entlang in Richtung Tarifa und dann nach Gibraltar. Auf dem Weg dorthin darf man auf keinen Fall wunderschöne unverbaute Strände verpassen. Tarifa selbst ist der Surfspot, wie man sich ihn vorstellt. Nur Surfer Bars und die obligatorischen Shops. Zerfetzt einem der extrem starke Wind das Segel, kann man sich dort schnell ein neues besorgen. Weiter geht`s nach Gibraltar. Vorher übernachtet man aber. Und zwar nixcht in Algeciras, wie wir erfahren mussten. das ist nämlich eine wunderschöne Industrie-Stadt und vom Fenster des Hotels blickt man zwar auf Gibraltar, aber auch auf Unmengen von Frachtschiffen, die auf die Einfahrt in den dementsprechend hässlichen Hafen von Algeciras. Egal, wir waren eh` hundemüde.
Gibraltar ist Ausdruck eines längst vergangenen britischen Kolonialismus. Dort wird er noch zelebriert. Gut, daß man auf den paar Quadratkilometern nicht auch noch links fahren muß. Das war`s dann aber auch mit den Zugeständnissen an den europäischen Festländer. Der Ort selbst ist dermaßen häßlich, daß man ihn am liebsten schnell verlassen würde. Geht aber nicht wegen absolut krankem heftigen Touristen Verkehr in viel zu engen Gassen. Nun ja, wir waren ja auch nicht besser und planten auch noch mit dem Wagen bis auf den brühmten Upper Rock zu kraxeln. Kost`ja nix. Denkste nachdem man auf der extrem schmalen und steilen Straße auf den Felsen den Point of no Return verlassen hat (an wenden ist nicht zu denken), freut man sich über das Schild, das mit einem Preis von sieben Pfund pro Person (!!) das Ereignis nicht gerade versüsst. „I give you the change in sterling“. Der Kassierer kann sich sein Grinsen nicht verkneifen. Wir sind stinkig und nehmen uns vor sämtliche Affen auf dem Felsen auszulöschen, was für Britannien, dem Mythos zur Folge, den Untergang bedeutet. Nun ja, wir taten es nicht, denn zeitweise ist es schwer zwischen amerikanischen und britischen Touristen und den Affen zu unterscheiden. Szenen spielen sich da ab. Unglaublich. Wir waren froh, daß der Außenspiegel, über den sich ein besonders fetter Affe abseilte nicht brach und verließen diesen Ort. Bis man an die Grenze zurückgelangt. Rote Ampel, ein Flugzeug startet. Nichts besonderes an und für sich. Dort schon, denn die Startbahn quert Straße und Fußweg. Also Stau Nummer eins und ein krudes Ereignis mehr. Bei der Ausreise wenigstens eine Stunde Wartezeit. Stau Nummer zwei. „Wir bitten Sie, diese Unannehmlichkeit zu verzeihen“, liest man auf einem Schild, „Es handelt sich jedoch um eine spanische Schickane gegen Gibraltar. Sie können sich da und da beschweren“. Nun seit doch nicht so und vertragt euch wieder. Wollen sie aber nicht. Egal, wir fahren weiter. An der schönen Küste, die leider total verbaut ist. Klar, man kennt vielleicht Malaga oder Marbella. Wenn nicht kann man sich`s leicht vorstellen.
Kurz nach Malaga übernachtet man und biegt dann ab Richtung Norden und durchquert die Sierra Nevada. Nach 1,5 Stunden fahrt erreicht man Granada. Darf man nicht verpassen. Ist wunderschön. Wie so oft in Andalusien verschmelzen auch hier arabische und westliche Kultur. Wir stehen zuächst erst mal Schlange. Klar, wir haben keine Karten und wollen in die Alhambra. Die 1,5 Stunden spannungsgeladenen Wartens erspare ich dem, der bis hier durchgehalten hat. Wir waren zumindest drin. Was man dort zu sehen bekommt ist einfach atemberaubend und ein Einblick in arabische Lebens- und Baukunst. Die Alhambra besteht im Grunde aus einer riesigen Anzahl von Garten- und Palastanlagen, die dort über die Jahrhunderte erbaut wurden. Da wirkt es beschämend, daß Karl der Fünfte, nachdem die Christen die Macht zurückeroberten, sich ebenfalls dort häuslich niederlassen wollte und es nicht lassen konnte, dort einen Palast im Renaissance Stil erbaute, der dort nun wirklichnicht hineinpasst. Wie dem auch sei, angesichts der Schönheit der restlichen Alhambra lässt sich darüber hinwegsehen und man genießt einfach nur die Zeit, die man dort verbringt. Umso schöne, wenn man zu zweit ist und eine Weile in einem der unzähligen Gärten auf einer Bank in der Sonne sitzt.
Ansonsten ist natürlich die Stadt an sich ebenfalls sehr sehenswert. Besonders schön der Albaizin, das größte in sich geschlossene arabische Stadtviertel Spaniens.
Von Granada führt eine Autobahn den Schnelltouristen zurück nach Sevilla. Mit zwei Tankfüllungen kommt man locker hin, am Runde der Tour abseits der großen Touristenströme finden sichimmer günstige Hotels, falls man außerhalb der Reisezeiten fährt.