Malkontent & Enthusiastisch

»Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten«

Wie sind eigentlichen die Bemühungen der Politik zu verstehen, die für die Rettung Leo Kirchs sage und schreibe 200 Millionen Euro aufwenden will?
Versucht sie den Herren Berlusconi und Murdoch den direkten Zugang zum gemütlichen Familienfernsehen der Deutschland AG verwehren? Dann würde dies in gewisser Weise ein medienpolitisches Vivat auf das immer noch recht ordentliche deutsche Rundfunksystem bedeuten.

Während Gerhard Schröder gegen den Einstieg Rupert Murdochs prinzipiell nichts einzuwenden hat, läuten die Alarmglocken, wenn Silvio Berlusconi aus seinem Konglomerat von Medien und Politik über die Alpen lugt. Er, der bekanntermaßen ein nicht nur freundschaftliches Verhältnis zu Ede Stoiber pflegt, sähe es zu gern, wenn die politische Achse Italien – Österreich nach Deutschland verlängert würde. Ein Wagnis, das die Genossen im Wahljahr wohl erst recht nicht eingehen werden.

Andererseits wäre doch eine Bürgschaft des Staates ebenso ein Schlag ins Gesicht der öffentlich-rechtlichen Anstalten, deren Gebühren-Vorschläge peinlichst genau von der KEF geprüft werden und die dennoch regelmäßig einen bundesweiten Aufschrei auslösen. Gerade Kirchs höchst defizitäres Pay-TV ist medienökonomisch das genaue Gegenteil dessen, was ARD/ ZDF und ihre angeschlossenen Dritten täglich produzieren. Eine Kanzler-Bürgschaft würde dieses ökonomische, respektive publizistische Harakiri noch belohnen.