Am Tag danach. Die Medien bestehen weiterhin nur aus Sondersendungen.
Viel zu sagen gibt es, klar. Tatsächlich gesagt wurde jedoch noch nicht viel. Sicherlich ist das verständlich. Allerdings scheint es, dass das Bild vorläufig an die Stelle des Wortes getreten ist. Was also ist, abgesehen vom Ausmaß der Katastrophe, den verlorenen Leben, anders als bei vergangenen Ereignissen, die die Welt schockierten?
Vielleicht ist es ja gerade das Bild. Jede Fernsehstation der Welt bringt seit Dienstag die komplette „live coverage“. Wobei die Welt wirklich live im Wohnzimmer, am Arbeitsplatz oder sonstwo Zeuge der absoluten Katastrophe wird. Und dies absolut simultan. Aus x-verschiedenen Perspektiven wird der Moment des Einschlags der beiden Flugzeuge als eine Art Endlosschleife präsentiert. Videoaufnahmen lassen uns über das Ausmaß der Katastrophe nicht im geringsten Zweifel. Der Moment des zusammenbrechenden World Trade Centers, panische Menschen, die versuchen zu flüchten als sich die riesige Staubwolke wie ein schwarzer Mantel über sie legt.
Dauerte es in der Vergangenheit noch Tage oder Wochen, bis die Filmdokumente über den Bildschirm flimmerten, sind wir nun absolut simultan dabei. Egal, wo wir uns auf der Welt befinden.
Die Welt schrumpft zusammen auf 16:9. Es spielt keine Rolle ob das Ereigniss direkt vor unserer Tür oder am anderen Ende der Welt geschieht. Paul Virilio nennt dies in „Die Ästhetik des Verschwindens“ Medien der Echtzeit. Lesenswert. Und ohne Bilder.